Agrarminister Meyer: Gemeinsames Positionspapier „Wälder für Niedersachsen“ ist Richtschnur für eine nachhaltig-ökologische Bewirtschaftung
Erstmals unterzeichnen Umweltverbände breiten gesellschaftlichen Waldkonsens
HANNOVER. Niedersachsen stellt langfristig die Weichen für eine nachhaltig-ökologische
Waldbewirtschaftung – getragen von einem breiten gesellschaftlichen Konsens: Denn fast 40 Verbände und Institutionen stimmen dem Positionspapier „Wälder für Niedersachsen“ zu, das heute (Donnerstag) im Landwirtschaftsministerium feierlich signiert wurde. Das Besondere dieser Fortschreibung eines Strategiepapiers aus dem Jahre 2010: Erstmals gehören zu den Unterzeichnern auch die Umwelt- und Naturschutzverbände NABU und BUND. Beim ersten Papier im Jahr 2010 hatten die Umweltverbände ihre Unterschriften wegen zu geringer Berücksichtigung des Naturschutzes noch verweigert.
„Ich danke dem 2013 von der rot-grünen Landesregierung neu berufenen Waldbeirat Niedersachsen unter Vorsitz von Professor Christian Ammer für die bei der Überarbeitung des Positionspapiers erreichte Einigkeit“, sagte Agrarminister Christian Meyer. „Unsere Wälder brauchen einen solchen auf Nachhaltigkeit ausgerichteten breiten Konsens. Denn die Lebenszeit der Bäume ist nun einmal nicht auf Legislaturperioden beschränkt.“ Das vorliegende Papier sei daher „ein dauerhafter Masterplan für Ökologie und Ökonomie“.
Neu im aktuellen Wald-Papier ist die Aufnahme der Strategie für biologische Vielfalt. Das Land wird sich demnach in seinen Landeswäldern mit zehn Prozent an der Entwicklung von Naturwäldern beteiligen. Der Privatwald ist davon ausgenommen. Meyer: „Damit berücksichtigen wir mehr Naturschutz im Wald, geben aber auch Planungssicherheit für eine nachhaltige Forst- und Waldwirtschaft.“ Wichtigste Aufgabe sei jetzt, „dass wir mit Weitsicht den ökologischen Umbau des Waldes auch mit Fördermitteln des Landes weiter vorantreiben. Auf unserem Weg hin zu klimafesten, vitalen Mischwäldern werden wir weitergehen“, so der Minister. „Klimaschutz und der Erhalt der Artenvielfalt spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Leistungen des Waldes für Wirtschaft, Natur und Erholung.“ Wälder seien „nicht nur Rohstofflieferant, sondern auch wichtige Wasser-, Natur- und Klimaschützer“.
Dem Waldbeirat Niedersachsen gehören Vertreterinnen und Vertreter von insgesamt 22 Fachverbänden und Organisationen an. Diese Akteure haben sich in dem nun vorliegenden Positionspapier einmütig auf fünf Handlungsfelder geeinigt, damit Wald sowie Forst- und Holzwirtschaft für die Zukunft gerüstet sind und dem rasanten Wandel der Welt Rechnung getragen wird. Meyer: „Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass Wälder die Voraussetzung für das menschliche Überleben und für das globale Gleichgewicht sind. Umso mehr gilt es dort, wo wir Waldentwicklung direkt beeinflussen können, auf einen ressourcenschonenden Umgang zu achten.“ Neben den beiden Bereichen Bewirtschaftung und Jagd sowie Schutz, Biodiversität und Klima gehören zu den fünf Leitbildern des Positionspapieres die Felder Arbeit und Einkommen, Rohstoffe und Ressourcen sowie Bildung, Erholung und Tourismus. „Unser Ziel muss es sein, die multifunktionale Rolle von Wald, Holz- und Forstwirtschaft mit einer umfassenden Nachhaltigkeit zu kombinieren“, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister.
Beispielhaft für die Balance verschiedener Interessen ist nach Meyers Worten die im Papier geforderte ökologische und standortgerechte Ausrichtung von Baumartenwahl und Waldbau sowie die ökologische Weiterentwicklung des Programms zur langfristigen ökologischen Waldentwicklung in den Landesforsten (LÖWE). Das Papier definiere unter anderem klar, Pflanzenschutzmittel weitgehend zu vermeiden und strukturreiche Waldökosysteme zu entwickeln, die gegen Schädlingsbefall immuner seien. „Außerdem soll die Waldumweltbildung weiter gestärkt werden“, sagte Meyer. Klar sei jedoch überdies die Bedeutung des Waldes für Arbeitsplätze in der Forst- und Holzwirtschaft in Niedersachsen. Im Übrigen bedeute Klimaschutz auch, „wenn wir Holzimporte durch Raubbau etwa im Regenwald vermeiden können“. Neben der CO2-Senkenfunktion des Waldes, der CO2-Bindung in langlebigen Holzprodukten und Altbäumen und der Vermeidung von fragwürdigen Holzimporten sei der Ersatz von fossilen Energieträgern und energieintensiven Roh- und Baustoffen ein wichtiger Beitrag für den weltweiten Klimaschutz.
Meyer sagte, die Waldfläche in Niedersachsen solle weiter wachsen. „Wichtig ist uns bei allen Maßnahmen zugleich, wald- und bodenschonende Maschinen oder Verfahren einzusetzen. Ziel muss es sein, den Wald-Flächenverbrauch nicht nur weitgehend zu vermeiden, sondern etwaige notwendige Kompensationsmaßnahmen durch neue Wälder zu erfüllen“, so der Minister. Ein weiterer Aspekt des Positionspapiers ist, die Beratung privater Waldbesitzer zu intensivieren und die Ausbildungszahlen im Bereich Forst und Holz zu steigern. Zudem soll die Waldbrandvorsorge weiterentwickelt werden. Schließlich, so hob Meyer hervor, lobe das Papier „ausdrücklich“ die Fortschritte bei der Luftreinhaltung der vergangenen Jahre. Allerdings werde zugleich davor gewarnt, „dass zurzeit vor allem die zu hohen Ammoniak- und Ammoniumemissionen aus der Tierhaltung nicht nur zu erheblichen Nährstoffüberschüssen, sondern auch zu Verlust an Artenvielfalt, Bodenversauerung und Problemen bei der Verjüngung der Waldbestände führen“. Daher trage die sanfte Agrarwende und die Senkung der Emissionen aus der Landwirtschaft „auch zum Schutz unserer Wälder bei“.