150 Jahre Forschung für den Wald
Versuchswesen feiert Geburtstag – Forstministerin Barbara Otte-Kinast: „Wichtige Expertise“
Hannover/Göttingen. Das forstliche Versuchswesen in Deutschland feiert seinen 150. Geburtstag. Ein Blick zurück: Am 12. April 1871 wurde die „Hauptstation für das forstliche Versuchswesen“ im damaligen Königreich Preußen gegründet. Auch in Niedersachsen befinden sich seit diesem Jahr Flächen, auf denen bis heute in regelmäßigen Abständen Versuche aufgenommen und ausgewertet werden.
Die Aufgabe der „Hauptstation für das forstliche Versuchswesen“ war die Durchführung langfristiger forstwissenschaftlicher Untersuchungen. Andere Länder wie Bayern, Baden-Württemberg, aber auch Braunschweig und Hessen zogen nach und gründeten ebenfalls Forschungseinrichtungen. Im Jahr 1872 wurde in Braunschweig der Verein Deutscher Forstlicher Versuchsanstalten als Zusammenschluss aller Versuchsanstalten gegründet. In Nachfolge ihrer jeweiligen Forstlichen Landesversuchsanstalt gründeten die Länder Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gemeinsam 2006 die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) als Mehrländeranstalt in Göttingen. 2011 schloss sich auch Schleswig-Holstein an.
Niedersachsens Forstministerin Barbara Otte-Kinast: „In Zeiten des Klimawandels geben uns besonders die Erfahrungen aus den langfristigen Anbauversuchen und der Naturwaldforschung waldbauliche Expertise bei der Suche nach klimaangepassten Baumarten. Ziel ist es, nur mit den Arten zu arbeiten, die neben ihrer Klima- und Anbaueignung auch ihre ökologische Zuträglichkeit langfristig unter Beweis gestellt haben.“ So werden heute etwa 30 ehemalige preußische Versuche in Niedersachsen und den anderen Trägerländern zum Beispiel bei den Baumarten Douglasie, Buche, Eiche, Roteiche, Japanlärche und seltenen Baumarten, wie Tulpenbaum, Hickory und Hemlocktanne regelmäßig fortgeführt.
Ihr Haus habe den Standort der NW-FVA in Göttingen infrastrukturell gestärkt, indem ein Neubau mit Labor-, Kühl- und Büroräumen für insgesamt sechs Millionen Euro errichtet wurde. Die Ministerin betonte: „Dieses Engagement werden wir auch zukünftig fortsetzen.“ Einen Dank sprach die Ministerin in diesem Zusammenhang dem Bundesland Hessen aus, das die Außenstelle in Hann. Münden maßgeblich finanziell unterstützt. In Niedersachsen sollen in den nächsten Jahren zwei Millionen Euro zusätzliche Mittel in die Klimafolgenforschung fließen.
Die NW-FVA ist in ihren Trägerländern für alle Waldbesitzarten für das forstliche Versuchswesen und die Forschung in den Bereichen Waldwachstum, Waldschutz, Waldgenressourcen, Umweltkontrolle und Waldnaturschutz zuständig. Auch heute noch werden Versuche beobachtet und regelmäßig ausgewertet, die ihren Ursprung vor 150 Jahren in der Preußischen Versuchsanstalt haben. Daneben betreut und erforscht die NW-FVA seit über 50 Jahren ein Netz nicht bewirtschafteter Naturwälder.
Hintergrund:
Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung der Länder Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Sie betreibt auf fast einem Viertel der deutschen Waldfläche praxisnahe forstliche Forschung und berät Waldbesitzer, Forstbetriebe, Verwaltungen und die Politik. Schwerpunkt der Arbeiten liegt derzeit auf der Erforschung des Klimawandels und dessen Folgen. Rund 135 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten derzeit an den beiden Standorten Göttingen und Hann. Münden. Hinzu kommen Beschäftigte in befristeten Projekten. Die Leitung hat Dr. Thomas Böckmann. Zu den Kernkompetenzen der NW-FVA zählen das langfristige Monitoring, die angewandte Forschung sowie der Wissenstransfer.
Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt finden Sie im Internet unter www.nw-fva.de.