Agrarminister Meyer startet neues Label „Pro Weideland“
„Grasende Kühe sind ein Markenzeichen“ – Land fördert mit fast 500.000 Euro
HANNOVER/ELSFLETH. Grünes Rund-Siegel, in der Mitte eine grasende Kuh auf saftiger Weide und der Schriftzug „Pro Weideland – Deutsche Weidecharta“: So sieht das in Niedersachsen gemeinsam mit vielen Beteiligten entwickelte neue Label für garantierte Weidemilch aus, das Agrarminister Christian Meyer heute (Sonntag) beim Viehaustrieb in Elsfleth im Landkreis Wesermarsch vorgestellt hat und das ab dem morgigen Montag vermarktet werden soll. „Für die Milchbauern in Niedersachsen ist das der Beginn einer neuen Ära. Endlich kann ihre Leistung für Grünland und Tierwohl entlohnt werden“, sagte Meyer. Er sei stolz darauf, „dass Niedersachsen durch eine Förderung von insgesamt 500.000 Euro ein Weidemilchprogramm auf die Beine gestellt hat, das von einem derartigen Erfolg gekrönt wird: ein fertiges Label mit klaren Kriterien“.
Niedersachsen sei bundesweit das Weideland Nummer 1. „Nirgends sind so viele Kühe auf der Weide wie hier“, so Meyer. Er wies darauf hin, „dass sich ein beachtliches Bündnis beim Label auf verbindliche Vorgaben geeinigt hat – mit klaren Kriterien für gentechnikfreie Weidemilch“. Grundlage dafür sei eine „außergewöhnliche Versöhnung von Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz“. Vom Landvolk, dem Bund deutscher Milchviehhalter und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft über Landjugend, Junglandwirte sowie die Umweltverbände NABU und BUND bis hin zu Vertretern von Molkereien, Wissenschaft und Tierschutz sei eine breite Interessenvertretung gewährleistet. Die Länder Schleswig-Holstein und Bremen sind der Charta „Pro Weideland“ ebenfalls beigetreten und haben die Bedingungen akzeptiert.
„Wir haben ein veritables Agrarbündnis geschmiedet – für den Erhalt des Grünlandes, für Artenvielfalt, für Klima- und Umweltschutz und natürlich für eine Tierhaltung, die den Kühen gerecht wird“, sagte Meyer. Der von der Molkerei Ammerland und dem Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen organisierte Viehaustrieb auf dem Hof Hanken in Elsfleth steht unter dem Motto „Auf die Weide, fertig, Gras!“. Meyer: „Dieser Betrieb ist ein Paradebeispiel für das, was wir in Niedersachsen bewahren wollen: bäuerliche Familienbetriebe, norddeutsche Weidelandschaft und tiergerechte Haltung, die übrigens von den Verbraucherinnen und Verbrauchern gewünscht wird.“
Als „bemerkenswerte Unterstützung des Projekts Weideland Niedersachsen“ wertete Meyer, „dass sowohl die Molkerei Ammerland als auch der Discounter Lidl bei der Vermarktung des in Niedersachsen entwickelten Labels mit im Boot sind.“ Ziel des Labels ist es auch, dass die beteiligten Milchbauern mindestens fünf Cent mehr pro Kilogramm für ihre zertifizierte Weidemilch erhalten sollen. Voraussetzung sei die Beachtung von Kriterien, die im Zuge der von allen Akteuren unterzeichneten Charta „Weideland Niedersachsen“ festgelegt worden seien, so Meyer. „Dazu gehört, dass die Kühe pro Jahr mindestens 120 Tage und pro Tag mindestens sechs Stunden auf der Weide zu halten sind und dort ausreichend Platz und frisches Gras für die Tiere zur Verfügung steht.“
Ein zusätzliches Kriterium zur Teilnahme am Weidemilch-Label „Pro Weideland“ ist nach Meyers Angaben „die Verwendung von gentechnikfreiem Futter“. Und: „Mit diesen klaren Vorgaben unterscheiden wir uns wohltuend vom Bund. Während Bundesagrarminister Christian Schmidt ein kriterien- und ideenloses Tierwohl-Label anpreist, zugleich aber konkrete Regelungen immer wieder auf die lange Bank schiebt, ist Niedersachsen viel weiter und präsentiert im Einklang mit den Verbänden ein Weidemilch-Label.“ Meyer: „Das ist beispielhaft und verdient großen Respekt.“
Ihn stimme „sehr zuversichtlich, dass neben der Molkerei Ammerland mittlerweile auch schon andere Molkereien Interesse am Label „Pro Weideland“ bekundet haben“, sagte der Minister. „Nun sind die Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt. Ich wünsche mir, dass die Kunden in den Supermärkten diese Milch kaufen. Unser Ziel ist jedenfalls, dass alle Landwirte, die an dem Programm teilnehmen, mit einem deutlichen Mehrpreis entlohnt werden. Faire gentechnikfreie Milch von weidenden Kühen sollte uns etwas wert sein“, sagte Meyer. Er verwies auf entsprechende Umfragen, wonach eine Mehrheit der Verbraucher sich für die Weidehaltung von Kühen aussprechen, zugleich jedoch eine fehlende Kennzeichnung beklagen. „Raus aus dem Stall, mehr auf der Wiese“, müsse die Devise lauten. Das zeige auch der Start in die Weidesaison. „Grasende Kühe sind ein Markenzeichen für Niedersachsen.“ Dabei gehe es nicht nur um bäuerliche Landwirtschaft, Tierhaltung und Umweltschutz. „Dabei geht es auch um den Tourismus“, so Meyer. „Gäste, die nach Norddeutschland kommen, wollen Kühe auf der Weide sehen. Auch deshalb müssen wir eine solche jahrhundertealte, prägende Kulturlandschaft erhalten.“
Schon am morgigen Montag sind die ersten Verpackungen der „Pro Weideland“-Milch in Supermärkten zu kaufen. Neben der Hausmarke der Molkerei Ammerland, nämlich „Ammerländer Unsere Weidemilch“, bietet auch Lidl seine Weidemilch „Milbona“ mit dem neuen Label an. Die Vermarktung ist zunächst für Norddeutschland geplant. „Unser Ziel ist die bundesweite Ausweitung“, sagte Niedersachsens Agrarminister. Die nun beginnende Vermarktung von Weidemilch aus Niedersachsen krönt einen Weg, der mit dem Start des Weidemilchprogramms im Jahr 2014 begann. Das neue Weidemilch-Label ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen und der Georg-August-Universität Göttingen. In einer ersten bis Februar 2017 laufenden Förderperiode hatte das Land das Grünlandzentrum mit 228.500 Euro sowie die Universität mit rund 47.000 Euro unterstützt. Im Februar dieses Jahres startete das Folgeprojekt. Für die bis Ende 2018 laufende Tranche erhält das Grünlandzentrum vom Land weitere 200.000 Euro. Aufgabe wird insbesondere die Institutionalisierung des Weidelabels sein.