Eier von Legehennen mit unversehrtem Schnabel finden Weg in den Handel
Agrarminister Meyer: Der Handel macht beim Ausstieg aus dem Schnabelkürzen mit
Auch Edeka wird neben der Rewe-Group in Niedersachsen Eier von Hennen mit unversehrten Schnäbeln anbieten
HANNOVER. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer ist bei seiner Umsetzung des Tierschutzplans ein großes Stück vorangekommen. „Ich kann heute mitteilen, dass auch Edeka Minden-Hannover Niedersachsens Tierschutzplan schon jetzt in die Tat umsetzt und in seinen Supermärkten bald Eier von Legehennen verkauft, deren Schnäbel nicht amputiert, sondern unversehrt sind“, so der Minister am Dienstag in Hannover. „Das betrifft ein Absatzgebiet von Berlin bis zur Nordseeküste und den Niederlanden. Es zeigt, dass der Handel im Tierschutz eine große Chance sieht. Und das ist eine gute Möglichkeit für alle Verbraucherinnen und Verbraucher, ein Signal für mehr Tierschutz zu setzen.“
Er sei überzeugt, dass dies gelinge. „Bei den Käfigeiern hat das auch geklappt. Der Handel hat sie aus den Läden verbannt, weil kein Kunde diese Ware noch kaufen wollte“, sagte Meyer. „Ich freue mich deshalb außerordentlich, dass nun neben der Rewe-Group mit Edeka ein zweiter großer Player im Einzelhandel Niedersachsens Tierschutzplan aktiv unterstützt. Das zeigt: Der Handel ist weiter als einige Verbandsvertreter, die am Schnabelkürzen festhalten wollen. Der Tierschutzplan wird vom Handel unterstützt.“ Dieser sieht bekanntlich unter anderem vor, dass das bisher – außer in Biobetrieben – praktizierte Abschneiden der Legehennen-Schnäbel ab Ende 2016 gestoppt wird. Dieses von Tierschützern als „schmerzhafte Amputation“ beklagte Verfahren ist eine Verstümmelung und eigentlich nur ausnahmsweise erlaubt.
Agrarminister Meyer will jedoch einen anderen Weg gehen – und hat deshalb das gestartete Projekt initiiert. In Modellbetrieben in Niedersachsen wird das Halten von Hennen mit intakten Schnäbeln praktiziert. Edeka und die Rewe-Group nutzen nun Eier, die im Zuge des vom Land Niedersachsen mit 500.000 Euro geförderten Modellprojekts mit der Geflügelwirtschaft produziert werden. Dabei werden fast 100.000 Legehennen in etwa 20 Herden mit unkupierten Schnäbeln unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule Osnabrück und der Tierärztlichen Hochschule Hannover gehalten. Die Eier aus diesem Modellprojekt werden nun bei der Rewe-Group und bald auch bei Edeka angeboten.
„Die Landwirte zeigen, wie es geht, und der Handel begleitet den Ausstieg durch entsprechende Preise und informatives Marketing“, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister. Unter der Projektleitung von Robby Andersson, Professor an der Hochschule Osnabrück, schaffen die Betriebe eine tiergerechte Legehennenhaltung und entwickeln ein Frühwarnsystem, um bei Auffälligkeiten sofort reagieren zu können. Die Haltung in den Modellställen ist grundsätzlich anders als bei einer bisher üblichen Bodenhaltung: Die braunen Hennen erhalten rohfaserreiches Futter, womit ein größerer Sättigungsgrad erzielt wird. Luzerneheu, Pickblöcke oder Weizenkörner als Beschäftigungsmaterial sorgen zudem für Ablenkung. Überdies können Klima und Licht per digitaler Steuerung optimiert werden. All das hat einen Zweck: Federpicken und Kannibalismus sollen so vermieden werden.
Edeka-Unternehmenssprecher Frank Thiedig machte deutlich, es gehöre zur Philosophie seines Unternehmens, „dieses vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz initiierte Pilotprojekt tatkräftig zu unterstützen“. Ziel sei es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in einem großen Praxistest zu bestätigen, „um das Tierschutzniveau landesweit anzuheben. Wir begleiten den Tierschutzplan des Landes Niedersachsen seit Beginn an und sind selbstverständlich auch Vermarktungspartner, wenn es um die Umsetzung geht“, so Thiedig. „Wir werden die Eier unter der regionalen Marke „Luisenhof“ in Niedersachsen vermarkten.“ Und noch etwas Wichtiges ergänzte der Firmensprecher: „Viele unserer Kunden sind bereit, für Tierwohl mehr zu zahlen.“
Projektleiter Andersson kann das nur bestätigen: „Mit Niedrigstpreisen lässt sich ein Mehr an Tierschutz nicht umsetzen.“ Einen Verbündeten findet er in Agrarminister Meyer: „Ich habe immer gesagt, dass Landwirte für ihre Leistungen entlohnt und belohnt werden müssen. Mehr Tierschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Aber ich bin sicher, dass wir mündige Verbraucherinnen und Verbraucher haben. Sie werden bereit sein, für tierschutzgerechte Produkte etwas mehr zu bezahlen und ein solches Engagement im Tierstall zu unterstützen.“
Mehr Tierschutz ist auch bei der Rewe-Group ganz oben auf der Agenda. „Im Rahmen unseres Pro Planet-Eierprojekts ist es der Rewe-Group bereits seit längerer Zeit ein Anliegen, auf das Schnäbelkürzen bei Legehennen zu verzichten“, sagte Dr. Ludger Breloh, Bereichsleiter „Grüne Produkte“ bei der Rewe-Group. Daher müsse jetzt schon jeder Pro Planet-Eierlieferant mindestens eine Herde mit Tieren haben, deren Schnäbel nicht gekappt worden seien. „Infolgedessen war es nur eine logische Konsequenz, dass sich die Rewe-Group aktiv an dem Projekt des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums beteiligt“, so Breloh.
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer zollte sowohl der Rewe-Group als auch Edeka für das mutige Engagement großen Respekt. „Dieser Schritt hat Strahlkraft. Politik, Wirtschaft und Verbraucher haben die einzigartige Gelegenheit, aus eigenem Antrieb etwas zu bewegen. Für bessere Haltungsbedingungen, faire Preise und eine nachhaltige Landwirtschaft. Gemeinsam schaffen wir das.“
Artikel-Informationen
erstellt am:
18.11.2014
Ansprechpartner/in:
Klaus Jongebloed
Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
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30169 Hannover
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