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Lebensmittel fairteilen, Ressourcen schonen

Ministerin Staudte: „Handlungsempfehlungen der Hochschule Osnabrück liefern wichtige Impulse für die Politik“


Hannover. Wie können Lebensmittel besser „fair“teilt werden, statt diese zu verschwenden? Dies haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück in einem Forschungsprojekt untersucht. Schwerpunkt waren dabei die Arbeit der Tafeln. Am heutigen Dienstag, den 22. Oktober überreichten die Professorinnen Dr. Dorothee Straka, Dr. Melanie Speck und Dr. Sabine Bornkessel an Ernährungsministerin Miriam Staudte Handlungsempfehlungen, die sich aus der gesellschaftspolitisch wichtigen Forschung herauskristallisiert haben. Das Landwirtschaftsministerium hat das Forschungsprojekt mit rund 740.000 Euro gefördert. Auch den Aufbau von Logistikzentren der Tafeln unterstützt das Landwirtschaftsministerium mit knapp 2 Millionen Euro.


Miriam Staudte, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: „Viel zu viele Lebensmittel landen im Müll, das ist pure Ressourcenverschwendung und alles andere als nachhaltig. Vielen Dank an die Hochschule Osnabrück für die engagierte Arbeit und die vielen Interviews und Gruppendiskussionen mit den Tafeln, um durch wissenschaftlich fundierte Ergebnisse und Handlungsempfehlungen Lösungen für weniger Lebensmittelverschwendung zu erarbeiten. Die Empfehlungen liefern wichtige Impulse für die Politik“.

Prof. Dr. Dorothee Straka, Professorin für Ernährungskommunikation an der Hochschule Osnabrück: „In dem zweijährigen Forschungsvorhaben haben wir ein komplexes Thema bearbeitet“ – es umfasste Rechtsfragen, die Haltbarkeit von Lebensmitteln, die Finanzierung der Tafeln, ehrenamtliches Engagement und die logistischen Herausforderungen. Das war ein ordentliches Paket, aber es wurden erfolgreich sechs Empfehlungen erarbeitet“.

Die Empfehlungen zeigen auf, wo aus wissenschaftlicher Sicht Handlungsbedarf besteht:

1. Mehr Rechtssicherheit: Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die beteiligten Akteure der institutionellen Lebensmittelweitergabe sollten vereinfacht werden, da es spezifische Regeln für die karitative Umverteilung von Lebensmitteln kaum gibt bzw. lassen sich einzelne Rechtsaspekte unterschiedlich auslegen.

2. Sichere Unterstützung: Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie die Tafeln benötigen eine verlässliche und bedarfsgerechte, finanzielle und organisatorische Unterstützung.

3. Kommunikationsstrukturen etablieren: verantwortliche Ansprechpersonen zwischen der öffentlichen Hand und den Institutionen der Lebensmittelweitergabe festlegen, um Kommunikationswege über Tätigkeiten und Bedarfe zu verbessern.

4. Neue Spendenwege erschließen: Potentiale für die Lebensmittelweitergabe erschließen und bestehende Netzwerke verbessern.

5. Verstetigung von Austausch und Vernetzung auf lokaler Ebene: Förderung und Erweiterung des Austauschs zwischen den Akteuren der Lebensmittelweitergabe.

6. Professionalisierung und Datentransparenz: Die strukturelle Professionalisierung der Warenströme entlang der Lebensmittelweitergabe, z.B. die digitale Erfassung der Weitergabe in den Logistikzentren, so dass Fehler oder Defizite der Produktgruppen besser nachvollziehbar sind, beispielsweise hinsichtlich der Mengen, Deklarationsfehler oder ähnliches.

Prof. Dr. Melanie Speck, Professorin für Sozioökonomie in Haushalt und Betrieb an der Hochschule Osnabrück: „In der praktischen Arbeit der ehrenamtlich tätigen BürgerInnen gehören rechtliche Unsicherheiten zum Alltag und das ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. Hier gibt es auch aktuell einen neuen Vorstoß durch ein Gutachten rund um das Thema der Prüf- und Haftungserleichterung bei der Lebensmittelweitergabe. Tafeln sollen zu karikativen Lebensmittelunternehmern werden. Das wäre eine absolute Neuheit in der EU, aber aus unserer Sicht eine gute und innovative Lösung“

Prof. Dr. Sabine Bornkessel, Professorin für Lebensmittelverarbeitung und Verpflegung: „Eine feste Ansprechperson innerhalb der Kommune hätte eine gute Übersicht über die Aufgaben, Bedarfe und Grenzen der Tafeln und könnte damit die richtigen Empfehlungen aussprechen. Beispielsweise kann es aktuell vorkommen, dass Personen an die Tafeln verwiesen werden, obwohl dort die Kapazitäten bereits erschöpft sind“.

Die Untersuchung umfasste zudem ein Praxisprojekt: Das Gelbe Band. Durch die Kennzeichnung der Obstbäume mit einem gelben Band, die von jedem Verbraucher abgeerntet werden dürfen hat drei Empfehlungen ergeben:

1. Ernährungsbildung und Ernährungskompetenz flächendeckend stärken: Lokale Netzwerke und Aktionen für die Wertschätzung von Lebensmitteln weiter ausbauen

2. Ernteprojekt Gelbes Band (ZEHN): mehr Obst verwenden und verteilen Fortführung und Weiterentwicklung

3. Bedeutung von Culinary Practices für die Gestaltung des (zukünftigen) Essalltags: Essen ist Kommunikation und Ausdruck von Lebensstil

Hier finden Sie die vollständige Handlungsempfehlung:

Politische und wissenschaftliche Handlungsempfehlungen abgeleitet aus den empirischen Ergebnissen des Projekts: „LeMiFair – Lebensmittel fairteilen statt verschwenden“

Artikel-Informationen

erstellt am:
22.10.2024

Ansprechpartner/in:
Kommunikation, Presse

Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Tel: 0511/120-2136
Fax: 0511/120-2382

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