EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş besucht Betriebe in Niedersachsen
Agrarpolitik nach 2013 im Fokus – Minister Lindemann: „Leistungen der Familienbetriebe in den Mittelpunkt stellen“
Hannover/Neustadt-Mardorf. Auf Einladung von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann und Werner Hilse, Präsident des Landvolks Niedersachsen, informierte EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş sich heute auf drei niedersächsischen Betrieben über die Situation der Landwirte vor Ort.
Die erste Station führte den EU-Agrarkommissar in die Region Wunstorf bei Hannover auf den Milchviehbetrieb der Familie Widdel sowie den Veredelungsbetrieb der Familie Bothe. Der EU-Agrarkommissar überzeugte sich von der modernen und zugleich traditionsbewussten Landwirtschaft in einer Region mit zahlreichen Nutzungsansprüchen. Siedlungs- und Industrieflächen sowie Natur- und Umweltschutz beanspruchen in der besuchten Region wie auch im übrigen Niedersachsen zunehmend wertvolle landwirtschaftliche Böden.
Nach den Agrarreformvorschlägen von EU-Kommissar Dacian Cioloş soll zukünftig jeder landwirtschaftliche Betrieb darüber hinaus 7 % seiner Flächen als ökologische Vorrangflächen zur Verfügung stellen und sie damit quasi aus der landwirtschaftlichen Produktion nehmen. Die Betriebsleiter machten die damit verbundenen Probleme wie zum Beispiel die notwendige Ersatzfutterbeschaffung und steigende Pachtpreise deutlich. Minister Lindemann unterstrich die Aussagen der Betriebsleiter und warnte vor deutlichen Einkommenseinbußen für niedersächsische Betriebe, wenn die Greening-Vorschläge der Kommission so umgesetzt würden. Lindemann: „Die Agrarreform muss Familienbetriebe unterstützen und sollte sie in ihrer Weiterentwicklung nicht behindern.“
Landvolk-Präsident Werner Hilse sieht in den Greening-Vorschlägen ein völlig falsches Signal. Die Landwirte wollten die Herausforderungen annehmen, die sich über eine wachsende Weltbevölkerung und die in Deutschland beschlossene Energiewende ergäben. Daneben fühlten sich die Landwirte einer nachhaltigen Erzeugung ebenso selbstverständlich verpflichtet wie dem Erhalt der Kulturlandschaft. „Dies machen wir aber nicht an starren Prozentzahlen fest, sondern sehen den einzelnen Betriebsleiter in der Verantwortung“, verdeutlichte Hilse.
Weitere wichtige Themen der Gespräche waren die Brüsseler Überlegungen zur Definition „aktiver Landwirte“ sowie die wachsende Komplexität der EU-Agrarpolitik. Kommissar Ciolos warb für die Reformvorschläge und stellte die Bedeutung der Landwirtschaft für den ländlichen Raum und ihre Verantwortung für den Erhalt der Biodiversität in Europa heraus. Beim anschließenden Besuch des Hofcafés der Familie Niemeyer in Neustadt-Mardorf konnte sich der EU-Agrarkommissar von der erfolgreichen Umnutzung einer landwirtschaftlichen Hofstelle in Café, Hofladen und Ferienwohnungen überzeugen.
Durch die Kombination aus Landwirtschaft und Tourismus entstanden neue und dauerhafte Arbeitsplätze im Dorf. Die Investition wurde von der EU und dem Land gefördert.
Insgesamt wurde die große Bedeutung der europäischen Agrarpolitik für die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel und Agrarrohstoffe, die Bewältigung des Strukturwandels im ländlichen Raum sowie den Erhalt einer vielfältigen Kulturlandschaft unterstrichen.
Positionspapier
Niedersachsen und die GAP nach 2013 - Hintergrundinformationen und Forderungen
Artikel-Informationen
erstellt am:
30.04.2012
Ansprechpartner/in:
Natascha Manski
Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Pressesprecherin
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