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Lindemann und Birkner: „Nährstoffüberschüsse vermeiden, um die Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern“

HANNOVER. Landwirtschaftminister Gert Lindemann und Umweltminister Stefan Birkner haben am heutigen Freitag, 8. Juni, gemeinsam das Fachsymposium „Nährstoffmanagement und Grundwasserschutz“ in Hannover eröffnet. Initiatoren der Tagung waren neben den Landesministerien für Landwirtschaft, Umwelt und Soziales, dem Landkreistag und dem Landvolk Niedersachsen in erster Linie der Wasserverbandstag sowie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Anlass zu dem Symposium ist die Sorge der Wasserversorgungsunternehmen und nicht zuletzt der Öffentlichkeit, dass in Niedersachsen Belastungen des Grundwassers durch Nitratstickstoff wieder zunehmen. Über die möglichen Lösungswege zu einer besseren Vereinbarkeit von Landwirtschaft und Gewässerschutz haben am Freitag rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Wasserversorgungsunternehmen, Landwirtschaft und Behörden diskutiert.

In den vergangenen Jahren ist als Folge geänderter agrarpolitischer Rahmenbedingungen Dauergrünland in einigen Regionen Niedersachsens in nicht unerheblichem Umfang in Ackerland umgewandelt worden; stillgelegte Ackerflächen wurden wieder in Kultur genommen. Hinzu kommen in einigen Regionen steigende Viehbestände und eine wachsende Zahl von Biogasanlagen. Diese Veränderungen führen in intensiv genutzten Veredelungsregionen, insbesondere im Westen Niedersachsens, zu hohen Nährstoffüberschüssen mit dem Risiko steigender Belastungen für Luft und Gewässer. Anzeichen für steigende Nitratwerte gibt es insbesondere in oberflächennahen Grundwassermessstellen. Als Folge könnten die mit der Wasserrahmenrichtlinie europaweit festgelegten Qualitätsziele für Gewässer verfehlt werden.

Unmissverständlich plädierte Umweltminister Birkner für eine nachhaltige Landnutzung, die Emissionen auf ein Minimum reduziert: „Fehlentwicklungen zu Lasten des Gewässerschutzes müssen wir frühzeitig und konsequent entgegentreten. Für den Erfolg braucht es eine enge Kooperation, aber auch einen höheren Beitrag der Landwirtschaft. Jede Düngung, die über den Pflanzenbedarf hinausgeht, belastet die Gewässer, den Naturhaushalt und das Klima.“ Ebenso deutlich äußerte sich Landwirtschaftsminister Lindemann: „Auch wir nehmen die erhöhten Nitratwerte sehr ernst und werden alles Notwendige tun, um dem entgegenzuwirken. Ein Bündel von Maßnahmen ist erforderlich, und wesentliche Schritte haben wir bereits getan. Auf unsere Initiative hin wurde das Düngegesetz geändert, die Bundes-Verbringungsverordnung für Nährstoffe novelliert; und wir werden diese durch eine eigene Landesverordnung, die am 1. Juli in Kraft treten wird, ergänzen. Zudem ist eine Evaluierung der Düngeverordnung zwischen den Ländern und dem Bund vereinbart.“

„Der Niedersächsische Landkreistag begrüßt die neuen Regelungen zur Wirtschaftsdüngerverbringung, die wir bereits seit dem Jahre 2009 gefordert haben“, sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Hubert Meyer vom Niedersächsischen Landkreistag. „Für einen wirksamen Vollzug ist ein betriebs- und behördenübergreifender Datenabgleich zur Überprüfung des Inverkehrbringens von Wirtschaftsdünger und zur Kontrolle der baurechtlichen Bestimmungen erforderlich."

Heiko Albers, der Präsident des Wasserverbandstags Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt betonte: „Ich hoffe, dass die heutige Veranstaltung dazu beitragen kann, Akzeptanz für die erforderlichen Lösungen herbeizuführen. Der Vorrang der langfristig zu sichernden Trinkwasserversorgung muss dabei selbstverständlich sein.“

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Arendt Meyer zu Wehdel, erklärte: „Die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Bioenergie darf nicht zu einer Gefährdung der Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser führen. Dieser Verantwortung ist sich die Landwirtschaft sehr bewusst. Die Gewährleistung dieses Zieles setzt eine sinnvolle Kombination von zielgerichteter Beratung, Qualifizierung und technologischer Innovation mit ordnungsrechtlichen Vorgaben voraus. Eine sinnvolle Kombination dieser Maßnahmen ist nur durch eine enge Kooperation aller beteiligten Akteure zu erreichen.“

„Die Gefahr von Umweltbelastungen durch eine regionale Konzentration der Tierhaltung oder Biogaserzeugung nehmen die Landwirte ernst“, sagte der Vizepräsident des Niedersächsischen Landvolks, Heinz Korte. Dennoch schließe weder die intensive Bewirtschaftung, noch die betriebliche Spezialisierung eine nachhaltige Bodennutzung und bedarfsgerechte Düngung aus. Das Instrumentarium des Gesetzgebers dafür bezeichnete Landvolk-Vizepräsident Korte als ausreichend. Die in den Wirtschaftsdüngern enthaltenen Nährstoffe könnten im Sinne der Kreislaufwirtschaft den Mineraldüngereinsatz reduzieren. Für die Steigerung der Nährstoffausnutzung seien neue Verfahren und sehr große Lagerbehälter erforderlich, dies setze aber wettbewerbsfähige Betriebe voraus, die sich solche Investitionen auch leisten könnten.

Mit dem heutigen Symposium, so waren sich alle Teilnehmer einig, ist ein wichtiger Meilenstein in einem Prozess zur nachhaltigen Sicherung der niedersächsischen Wasserressourcen gesetzt worden.
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Artikel-Informationen

erstellt am:
08.06.2012

Ansprechpartner/in:
Christian Wittenbecher

Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Stellv. Pressesprecher
Calenberger Straße 2
30169 Hannover
Tel: 0511/120-2138
Fax: 0511/120-992138

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