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Otte-Kinast: „Wir fördern mehr Bio in Niedersachsen“

Grünes Licht für die ersten drei Öko-Modellregionen Niedersachsens


Hannover / Goslar / Uelzen / Holzminden. Niedersachsen hat erstmals drei Öko-Modellregionen: Holzminden, Goslar und Uelzen. Sie haben sich mit ihren Konzepten durchgesetzt und können mit Unterstützung des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums (ML) nun die Projekte auf den Weg bringen. Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Ein wichtiger Schritt für uns. Wir fördern mehr Bio in Niedersachsen. Immer mehr Menschen legen Wert auf regionale Bio-Lebensmittel – aber die Nachfrage übersteigt das Angebot. Daher freue ich mich, den drei Projektträgern nun eine Förderung in Aussicht stellen zu können. Auf dem Weg zu einem größeren Bio-Angebot in und aus Niedersachsen brauchen wir innovative Lösungen, wie sie in den Öko-Modellregionen entwickelt werden sollen.“

Dieser Aufgabe sehen die erfolgreichen Projektträger entgegen, die nun über drei Jahre hinweg für ihr Projektmanagement mit jeweils bis zu 60.000 Euro pro Jahr vom Land unterstützt werden: Der Landkreis Goslar (gemeinsam mit der LEADER-Region Westharz), die Bezirksstelle Uelzen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (gemeinsam mit der LEADER-Heideregion Uelzen) und der Landkreis Holzminden (gemeinsam mit der LEADER-Region VoglerRegion im Weserbergland). Die eingereichten Konzepte hatten eine Fachjury aus Wissenschaftlern und Vertretern von Verbänden und Fachbehörden überzeugt.

Was ist eine Öko-Modellregion?

Das Grundprinzip einer Öko-Modellregion (ÖMR) ist auf die Erhöhung des regionalen Anteils ökologisch wirtschaftender Betriebe ausgerichtet. Das betrifft zum einen die landwirtschaftliche Produktion, aber auch die Bereiche Verarbeitung, Vermarktung bis hin zur Gemeinschaftsverpflegung in öffentlichen Einrichtungen und Kantinen. Der Fokus liegt dabei auf kommunalen und regionalen Strukturen und Netzwerken. Weil sich für jede ÖMR andere Ausgangslagen und Voraussetzungen ergeben, musste für jede Region ein individuelles Konzept entwickelt werden, das auf die Akteure und Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten ist. Beispiele für Tätigkeitsfelder in Öko-Modellregionen sind etwa der Aufbau von bäuerlichen Liefergemeinschaften für den Lebensmitteleinzelhandel oder der Ausbau der Direktvermarktung zum Erhalt der regionalen Nahversorgung auf dem Land.

Konzept für Holzminden

Mit 17 landwirtschaftlichen Biobetrieben und rund 1.000 Hektar beträgt der ökologisch bewirtschaftete Anteil an der Landwirtschaft nach Angaben der Projektträger nur rund 3,7 Prozent im Kreis Holzminden, dabei hat es in den letzten Jahren kaum eine Steigerung gegeben. Deshalb ist die Region mit der klaren Zielstellung angetreten, eine signifikant höhere Bioproduktion im Landkreis Holzminden zu erreichen, und hat diese auch an konkreten Zielen festgemacht. Als besonderes Entwicklungspotenzial werden ein vorhandener Bio-Schlachthof, eine bereits etablierte Regionalmarke und bestehende Vertriebskontakte zu Großküchen herausgestellt. Hier will die Region anknüpfen und sich in einem ersten Entwicklungsschritt auf die Bio-Rindfleischproduktion fokussieren, die Palette der Bioprodukte dann aber ausweiten und zum Beispiel auch für Ackerbaubetriebe neue Marktchancen im Ökosektor entwickeln.

Konzept für Uelzen

Der Landkreis Uelzen weist mit rund 50 Ökobetrieben und rund 3.600 Hektar Ökofläche einen Ökoanteil von rund 4,9 Prozent (entspricht dem Landesdurchschnitt) auf. Als besondere Stärken werden im Konzept für diese Region die bestehenden landwirtschaftlichen Biokompetenzen bei Geflügel, Kartoffeln und Spezialkulturen herausgestellt. Durch gezielte Kooperationsansätze – etwa zur Entwicklung einer „regionalen Öko-Produktreihe“ in Zusammenarbeit mit dem regionalen Lebensmitteleinzelhandel – sollen die Marktchancen für die Bioproduktion verbessert werden.

Konzept für Goslar

16 Ökobetriebe gibt es im Kreis Goslar. Mit rund 1.000 Hektar hat der Landkreis einen Ökoflächenanteil von 3,9 Prozent. Als besondere Stärken zur Entwicklungsfähigkeit des Ökolandbaus werden im vorgelegten Konzept die an der Bioverarbeitung interessierten Mühlen und Handelsorganisationen, das Flächenpotential für Obst- und Gemüseanbau sowie die zentrale Lage in der Metropolregion Hannover-Göttingen-Braunschweig herausgestellt.

Warum braucht Niedersachsen Öko-Modellregionen?

Verbraucherinnen und Verbraucher wollen bewusster einkaufen und essen. Dafür müssen sie wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie sie produziert wurden. Viele setzen dabei auf Bio-Produkte, doch müssen sie hier oft auf Lebensmittel zurückgreifen, die nicht aus der Region stammen. Dabei bringt der ökologische Landbau viele positive Effekte: Er leistet wichtige Beiträge zum Schutz der biologischen Vielfalt, des Wassers und des Bodens sowie für die Entwicklung des ländlichen Raumes.

Rund 1.400 Unternehmen in Niedersachsen verarbeiten in steigendem Umfang Bio-Erzeugnisse und schaffen Arbeitsplätze. Auf rund 2.000 landwirtschaftlichen Betrieben wird ökologisch gewirtschaftet und mehr als 107.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche wird für die Bio-Produktion genutzt – Tendenz steigend. Das Marktvolumen steigt allerdings, ohne dass diese Wertschöpfungspotentiale von der regionalen Ökolandwirtschaft hier in gleichem Umfang genutzt werden. Dazu Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Wir müssen am Ball bleiben, um bei der Bio-Produktion nicht abgehängt zu werden. Von der Produktion von Futtermitteln angefangen bis hin zum Einsatz von Bioprodukten in der Gemeinschaftsverpflegung haben wir noch sehr viele Möglichkeiten die Marktanteile unserer Niedersächsischen Ökobetriebe auszuweiten, sodass die entsprechende Wertschöpfung unseren niedersächsischen Betrieben auch zugutekommt.“

Wie geht es jetzt weiter?

Mit den vorliegenden Konzepten ist der erste Schritt getan. Die jeweilige Ausgangslage wurde analysiert, die Ziele definiert, Maßnahmen entwickelt und Meilensteile gesteckt. Anfang 2020 werden die Beteiligten ins Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) zu einer Auftaktveranstaltung geladen. Hier werden auch Vertreterinnen und Vertreter aus Verbänden sowie von Unternehmen und Gremien als Ansprechpartner teilnehmen. Die Fachjury des Wettbewerbs, der sogenannte Begleitkreis, steht den Projektmanagern auch weiterhin beratend zur Seite und wird die Umsetzung evaluieren. Informationen zu den Projektfortschritten, Ansprechpartnern oder Veranstaltungen erhalten Sie auf der Webseite www.ml.niedersachsen.de/oekomodellregionen.

Hintergrund:

1.953 niedersächsische Betriebe wirtschafteten im Jahr 2018 ökologisch (Stand 31.12.2018). Im Jahr 2017 waren es noch 1.793 Betriebe. Das entspricht einer Steigerung von rund neun Prozent.

Die ökologisch bewirtschaftete Fläche stieg 2018 um rund 7.700 auf 107.694 Hektar, entsprechend einem Flächenzuwachs von 7,7 Prozent.

Im Durchschnitt werden in Deutschland derzeit rund 9,1 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet. In Niedersachsen dagegen bislang nur 4,1 Prozent. Beim Anteil der Betriebe besteht ein Verhältnis von 12 Prozent (Deutschland) zu 5,4 Prozent (Niedersachsen).

In der Gemeinschaftsverpflegung wie zum Beispiel in Kantinen, Restaurants und Hotels nutzen nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nur zwei bis drei Prozent der gastronomischen Betriebe regelmäßig Bio-Lebensmittel.

Die Niedersächsische Landesregierung hat sich mit dem „Aktionsplan Ökolandbau Niedersachsen“ zum Ziel gesetzt, den Anteil der Ökobetriebe bis 2025 auf dann rund zehn Prozent zu verdoppeln.

Weitere Zahlen und Fakten sind in den „Marktdaten 2019“, die das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) veröffentlicht, zu finden: https://www.oeko-komp.de/marktdaten2019/

Öko-Modellregionen (ÖMR) gibt es bereits in anderen Bundesländern, wie etwa in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg.

Artikel-Informationen

erstellt am:
20.12.2019

Ansprechpartner/in:
Kommunikation, Presse

Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Tel: 0511/120-2136
Fax: 0511/120-2382

http://www.ml.niedersachsen.de

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