Strategien zur Vermarktung von Weidefleisch
Drei Initiativen des Landes abgeschlossen / Projektträger stellen Ergebnisse vor
Der große Sitzungssaal im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium war gut gefüllt: Zahlreiche Akteure aus der Branche waren der Einladung des ML zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung rund um das Thema „Rindfleisch aus Weidehaltung“ gefolgt, um sich über die Ergebnisse der drei Projekte zu informieren, die das Ministerium hierzu initiiert hatte.
Wie Dr. Cord Stoyke, Leiter des Referats für landwirtschaftliche Märkte und Agrarmarketing im ML, zu Beginn der Veranstaltung ausführte, kann die Erzeugung von Rindfleisch auf der Grundlage von Grünlandnutzung und Weidehaltung an dafür geeigneten Standorten mehrere Vorteile mit sich bringen. Sie bietet Milchvieh haltenden Betrieben eine Möglichkeit zur Einkommenssicherung und kann spezifische Einkommensrisiken verringern. Gleichzeitig trägt sie zum Grünlanderhalt sowie zur Landschaftspflege bei. Darüber hinaus gilt diese Art der Fleischproduktion als besonders tiergerecht. Demgegenüber stehen jedoch hohe Produktionskosten und fehlende attraktive Vermarktungsmöglichkeiten, so dass diese Produktionsverfahren oftmals nicht wirtschaftlich sind.
Auf der Suche nach Lösungsansätzen für diesen Konflikt in Form von Beratungs- und Vermarktungsstrategien förderte das Landwirtschaftsministerium im Jahr 2017 drei Projekte. Zwischenzeitlich sind die drei Vorhaben abgeschlossen – dies war nun Anlass für die Verantwortlichen im ML, interessierte Marktpartner und Akteure aus der Branche an einen Tisch zu holen, um die Projektergebnisse weiterzugeben sowie den fachlichen Austausch zu fördern.
Die Entwicklung eines Vermarktungskonzeptes für „Weidefleisch“ war Schwerpunkt des Projektes der Artgemäß GmbH. Der Geschäftsführer und praktizierende Landwirt Bastian Ehrhardt stellte in seinem Bericht allgemeine Ansätze zur Verbesserung der Absatzmöglichkeiten für Rindfleisch aus Weidehaltung vor.
Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN) befasste sich im Rahmen seines Projektes in Kooperation mit Bioland e.V. und Demeter im Norden-Bäuerliche Gesellschaft e.V. mit der ökologischen Qualitäts-Rindfleischerzeugung. Hauptziel des Projekts ist die Unterstützung der Ausweitung der Vermarktung von Rindfleisch aus ökologischer Weidehaltung. Die wesentlichen Projektinhalte wurden von Harald Rasch vom Bioland e.V. vorgestellt. Dazu gehörte zum einen die Entwicklung einer Vermarktungsstrategie, zum anderen die Erarbeitung eines Beratungskonzeptes inklusive Merkblatt, Beratungstool sowie Auswahl geeigneter Pilotbetriebe zum Know-How-Transfer und zur Akzeptanzverbesserung bei Betrieben, die an einer entsprechenden Betriebsausrichtung interessiert sind.
Auf einer möglichen Verknüpfung des bereits 2014 erfolgreich angelaufenen Niedersächsischen Weidemilchprojekts mit dem Bereich Weidefleisch lag der Fokus der Studie des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen e.V.. Luisa Jäger präsentierte Perspektiven zur Erzeugung und Vermarktung des Rindfleisches aus Weidehaltung unter Nutzung der Erfahrungen mit dem „Pro Weideland“-Label für Milchprodukte. In einem ersten Schritt wurde durch die Zusammenarbeit eines Schlachtunternehmens mit dem Lebensmitteleinzelhandel mit der Vermarktung von Kuhfleisch aus dem Weidemilchprogramm begonnen. Hiervon profitieren auch die teilnehmenden Milcherzeuger.
Nach den Projektberichten folgte ein Impulsreferat von Dr. Christian Schmidt, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e.V., zum Thema „Rindfleisch aus der Weidehaltung – Marktchance oder Nische?“. In dem Beitrag wurden die Perspektiven des Handels, aber auch des Verbrauchers stärker in den Vordergrund gestellt und entsprechende Anforderungen an Marketing und Vertrieb im Fleischbereich formuliert.
Fazit nach der abschließenden Diskussion der Veranstaltungsbeiträge war, dass vor allem eine stärkere, aber durchaus differenzierte Bündelung im Bereich des Weidefleisches notwendig ist, bei der die unterschiedlichen Produktionslinien und Marktanforderungen berücksichtigt werden, um die bestehenden Absatzpotentiale zu erschließen.
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erstellt am:
18.09.2018